Kontemplation - Stillemeditation (christliche Mystik)

 

 

In der Stille des Herzens  - im Herzen der Stille

entfaltet sich die unaussprechliche Wirklichkeit des SEINS

 

Kontemplation ist ein im  abendländischen Kulturkreis eingebetteter und aus der christlichen Überlieferung entsprungener Versenkungsweg.

Er ist vergleichbar den Schulungswegen anderer Hochreligionen, wie dem Sufismus, Yoga oder Zen.

Kontemplation (Stillemeditation) ist somit ein Erfahrungsweg der in die Quelle des Seins führt.  Das „Himmelreich ist nahe“, sehr nahe… Räumlich nahe, da genau HIER, und zeitlich nahe, da genau JETZT. Jenseits, am anderen Ufer des Bewusstseins ist die wahre Heimat. Dort gibt es keinen Zwei-fel und kein Suchen mehr.

 

Es ist die Form übergegenständlicher Meditation. Psychische Funktionenen (Wille, Verstand und Gefühl) kommen zur Ruhe, wobei eine wache Aufmerksamkeit den Weg bereitet für das Innewerden des SEINS in seinem Urspung, in seiner Quelle.

Im Christlichen wird diese Quelle GOTT genannt.

 

Auf dem Weg der Kontemplation, wenn man seinen Geist gegenstandsfrei zu halten versucht, hat man also keinen Inhalt. Alle Konzepte, alle Bilder, alle Symbole, alle Überlegungen bleiben zurück.

 

DIE ÜBUNG DER KONTEMPLATION

 

Es gibt zwei Grundstrukturen der Übung auf diesem Weg:

 

- die Bewusstseinssammlung - d.h. ich sammle meine Aufmerksamkeit auf einen einzigen Fokus (Atem, Schritt, Wort, Gebärde…), und lasse damit alle anderen los, bis nur mehr dieses Eine übrig bleibt. Das getrennte ich-Bewusstsein transzendiert zu EINS-SEIN.

 

- die Bewusstseinsentleerung – hier wird der Raum der Wahrnehmung selbst zum Objekt der Aufmerksamkeit, während die Inhalte der Psyche (Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Sinneserfahrungen, Emotionen…) nicht beachtet werden.

Hilfreich ist hier die Aufmerksamkeit auf die Lücken und die Pausen zu legen – zwischen zwei Gedanken, Empfindungen, Geräuschen zu lauschen und ganz wach für die Leere, bzw. die Stille darin zu werden. Dies löst die Fixierungen des Geistes (die Identifikationen) bis das ich-Bewusstsein verschwindet.

 

Wenn das ich-Bewusstsein zurücktritt, nimmt die SEINS-Dimension den Erfahrungsraum ein; wobei klar wird, dass es niemals ein wirkliches Ich gab, sondern das, was wir Ich nennen, von jeher lediglich ein Funktionsmechanismus dieser menschlichen Form ist. Wenn der Geist reif für diese Erkenntnis ist, erlebt er dies als Erlösung.

 

Die christliche Mystik gebiert dieselbe Weisheit wie die Mystik der anderen Traditionen, sie bedient sich lediglich der christlichen Sprache um die Erkenntnisse zu beschreiben.

Die bekanntesten christlichen Mystiker aus dem Mittelalter sind u.a. Meister Eckhart, Johannes vom Kreuz, Theresa von Avila, Johannes Tauler.